Mächtig Druck gemacht

Jazzpool NRW mit einem exzellenten Konzert im Kleinen Haus

Dresden

von Matthias Bäumel, Dresdner Neue Nachrichten, Mai 07

Ein überragendes Sonderkonzert unter dem vielleicht von Abdullah Ibrahim inspirierten Titel „African Sketchbook“ gaben im Kleinen Haus die Musikanten der offenen Gruppe Jazzpool NRW. Und wenn auch dieser Bandname nicht besonders attraktiv wirkt – die Musiker, die auf der Bühne standen, hatten es allein schon von ihrem Renommé her faustdick hinter den Ohren: Pianist Jürgen Dahmen, ein mit allen Stil-Wassern gewaschener Keyboarder, spielt in der ARD-Showband bei Harald Schmidt und bei den Nighthawks, war auch schon mit Georg Danzer, Tom Mega und dem Frank Popp Ensemble unterwegs, Hornist Arkady Shilkopper entstammt dem berühmten Moscow Art Trio, Saxophonist Wolfgang Schmidtke und Drummer Peter Weiss (beide der Kern des Jazzpool NRW) musizierten mit Charlie Mariano, Randy Brecker und Ginger Baker, der knackig spielende Bassgitarrist mit Chaka Khan, Peter York und Chris Farlowe, Gitarrist Momo Djender und Perkussionist Rhani Krija mit Sting.

Gemeinsam mit dem senegalesischen Sänger und Perkussionisten Abdourahmane Diop, der „Stimme der Sahara“, begeisterte die Band mit einer Abfolge von

jazzigen, rhytmisch vielfältigen und wuchtigen Stücken, die in unterschiedlichen Weisen afrikanisch geprägt waren. Arabische Lieder – beeindruckend der andalusisch anmutende Gesang des Algeriers Momo Djender und das Spiel auf einer speziellen maghrebinischen Laute des Marokkaners Rhani Krija –, Gnawa-Musik, die Einflüsse der Griot-Kultur und immer wieder Jazz. Die Musik war stets kraftvoll, elastisch, rhythmisch raffiniert, die Melodien, inbesondere die des Pianisten Jürgen Dahmen, lyrisch bis verschroben skurril, und nicht zu toppen war der kraftvolle, modulationsfähige Gesang Diops, der nicht umsonst als „Howlin’ Wolf Afrikas“ bezeichnet wird. Kurzum: was die damalige Band Mombasa ab der zweiten Hälfte der siebziger Jahre schon recht erfolgreich probierte – die Synthese zwischen afrikanischen Rhythmen, jazzigen Improvisationen und rockiger Expression –, das schafften die Jungs vom Jazzpool NRW in mitreißender, exzellenter Weise.

Höhepunkt war zweifellos die tiefafrikanische Interpretation von „Afro Blue“, einer Komposition Mongo Santamarias, die durch John Coltranes inbrünstige Versionen weltbekannt geworden war. Hier ging wirklich die Post ab, Wolfgang Schmidtke startete sofort mit coltrane-esken Sopransax-Exzessen und ging etwas später zu machtvollen Tenorsax-Klängen über, und was die Band an polyrhythmischem, wuchtigem Druck entwickelte, sucht sicher seinesgleichen. Ein Konzert der Extra-Klase!