Das heiße Jazz-Duell der Seelenverwandten

Randy Brecker und Wolfgang Engstfeld kamen mit Band nach Düsseldorf

Konzert in der Düsseldorfer Jazz-Schmiede

von Jan W. Brügelmann, Kölner Stadt-Anzeiger, 25. März 2006

Wenn ein international renommierter Jazz-Virtuose wie der amerikanische Trompeter Randy Brecker mit einem deutschen Jazz-Quartett auf eine kurze Tournee geht, dann bestimmt nicht nur des Geldes wegen.

Seit mehr als drei Jahrzehnten arbeiten der Düsseldorfer Tenorsaxophonist Wolfgang Engstfeld und Schlagzeuger Peter Weiss zusammen – lange Zeit im Trio, jetzt als Quartett mit den in Köln ansässigen Musikern Hendrik Soll am Piano und dem Bassisten Christian Ramond. 15 Jahre nach zwei gemeinsamen CD-Produktionen stand Brecker mit den Deutschen am Mittwochabend auf der Bühne der Düsseldorfer Jazz-Schmiede, und schon vom ersten Ton an war zu hören, dass hier zusammenwächst, was sich ohnehin sehr nahe steht.

Nicht nur, dass Brecker und Engstfeld hinsichtlich Phrasierung und Melodieführung fest in der modernen Variante des Hard Bop verwurzelt sind, sie pflegen auch einen ähnlichen Kompositionsstil und laufen vor allem in ihren Soli über Latin Grooves wie Engstfelds Stück „Lisboa“ oder „O Corco Mio“, einer Komposition von Breckers Ehefrau Anna Rosati, zur Höchstform auf. Die Seelenverwandtschaft der beiden war auch besonders gut zu hören auf der rasend schnellen Brecker-Nummer „Free Fall“, wo Tenorsax und Trompete sich ein heißes Duell lieferten.

Auch Drummer Peter Weiss brilliert in dieser Konstellation. Er gehört zu der Sorte von Schlagzeugern, die um die Time herumspielen können, ohne dass diese für den Zuhörer verloren geht. Weiss ist auch ein Meister darin, einem Stück Dynamik zu verleihen und wieder zu entziehen. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer ist ihm damit gewiss.

Dass Brecker auch ein starker Balladenspieler ist, bewies er mit zwei Kompositionen von Hendrik Soll. Hier fiel auch auf, dass Engstfelds Ton weicher geworden ist, Stan Getz lässt grüßen.